Weißt du, was ein Murder-Hobo (Hobo = umgangssprachlich: Obdachloser) ist? So werden abschätzig die typischen Helden einer Pen and Paper Fantasy-Rollenspielrunde bezeichnet. Sie haben keinen festen Wohnsitz, leben quasi auf der Straße oder in Tavernen und hinterlassen auf ihren Streifzügen meist mehr kollateral Schäden als das Team von Cobra 11. Sie schleppen gewaltige Mengen an Reichtümern durch die Gegend, überschütten damit die Märkte kleinerer Siedlungen und zerstören so die Ökonomie ganzer Königreiche. Die von ihnen hinterlassenen Leichenberge ragen hoch in den Himmel empor und lokale Gesetze gelten eh nur dann, wenn sie zum eigenen Vorteil auslegt werden können. Mit diesen kurzen Sätzen habe ich einen Großteil der Rollenspielgruppen da draußen perfekt beschrieben (und auch die Helden der meisten Computer-Rollenspiele). Frei nach dem Motto „Keine Konsequenzen – kein Problem“ ziehen diese Abenteurer munter weitermordend durch die Welt.
Aber wieso verwandelt sich der liebe Hans-Peter (38), Versicherungskaufmann, am Spieltisch plötzlich in Hansirus-Peterson, den fürchterlichen Barbar, der lieber erst mit der Breitaxt zuschlägt und dann die Fragen stellt? Wer sind wir eigentlich, wenn wir würfeln und warum haben unsere Charaktere meistens kein Gewissen? In dieser Beitragsreihe möchte ich einen Blick auf die ethischen Motive von SCs werfen – der erste Teil erwartet euch. (Achtung: kann Spuren von Küchen-Philosophie enthalten!)
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