August 31

Was ist Pen and Paper?

Für alle Newbies da draußen, die noch nicht das Glück hatten, mal selbst Hand (höhö) an ein Pen and Paper Rollenspiel zu legen, möchte ich das ganze mal ein bisschen genauer beleuchten. Seit den Dungeons & Dragons Folgen bei The Big Bang Theory scheint hier zwar das Grundverständnis gestiegen zu sein, aber leider wurde das Ganze ein wenig zu stark vereinfacht, sodass wohl doch noch Aufklärungsbedarf besteht.

Du kennst das bestimmt: Du liest ein Buch oder schaust einen Film und denkst dir Hey, was machst du Protagonist da eigentlich für einen Müll – ich würde das ja tausendmal klüger angehen! Man möchte eingreifen, die Story mitschreiben. Klar, es gibt Videospiele, in denen man auch die Möglichkeit hat einzugreifen – Skyrim zum Beispiel. Ein wirkliches gutes Spiel, da gibt es keine Frage, aber wer hat sich nicht gewünscht mal diesen nervigen Kindern, die einen ständig nur beleidigen, einfach mal ins Gesicht zu furzen? Oder bin ich da etwa der Einzige?

Grundsätzlich brauchst du für eine Runde Pen and Paper einfach nur mindestens zwei Freunde, ein Regelbuch deiner Wahl (z.B. Dungeons & Dragons oder Das schwarze Auge), je nach Regeln verschiedene Würfel und haufenweise Snacks. Ein oder fünf Bier schaden auch meistens nicht.

Machen wir das ganze doch anhand eines Beispiels fest. Der kleine Timmy möchte mit seinen Freunden Kevin, Max und Stefan eine Runde Dungeons & Dragons spielen. Timmy möchte die Rolle des Spielleiters übernehmen, während die Anderen einfach normale Spieler sind. Der Spieleleiter, kurz SL (englisch auch Game Master = GM) übernimmt die Rolle des Geschichtenerzählers. Er kennt die Story, weiß wie der Quest lautet, wo der Supervillain sitzt und wo die besten Schätze versteckt sind. Er stelllt alles und jeden in der Spielewelt dar, außer die Charaktere der Spieler. Jeder von ihnen übernimmt die Rolle eines bestimmten Charakters, ähnlich wie in einem Computerspiel. Kevin hat sich für einen starken zwergischen Kämpfer namens Gurax entschieden, der im Blut seiner Feinde badet (typischer Kevin, ne?). Max spielt einen mysteriösen elfischen Schurken mit dem Namen Silvan und Stefan einen ziemlich verplanten menschlichen Zauberer, der auf den Namen Hektor hört. Hier seht ihr schon, dass ihr nicht nur entscheidet welche Klasse ihr spielt, sondern dass ihr eurem Charakter auch wirklich eine eigene Persönlichkeit geben könnt. Klar macht es Spaß einen Gnomen Jäger zu spielen – aber es macht viel mehr Spaß Indiana Gnomes, den Gnomen-Jäger des verlorenen Schatzes, zu spielen (ein Charakterkonzept, dass ich unbedingt mal ausprobieren muss). Je mehr Gedanken ihr euch über euren Charakter macht und euch traut in die Spielwelt einzutauchen, umso mehr Spaß werdet ihr haben.

Die Vier treffen sich nun zu ihrer ersten Spielrunde. Timmy hat den Plot vorbereitet. Es ist ein relativ lineares Abenteuer, dass in einem kleinen Dorf spielt. Die Charaktere der Spieler treten in das Dorf ein und Spieleleiter Timmy beschreibt die Szenerie:

„Ihr kommt ins das kleine Dorf am Rande des Waldes. Vielleicht 20 Häuser drängen sich hier um einen kleinen Hügel auf dem sich stolz eine Kapelle präsentiert. Anhand des Zustands der Häuser könnt ihr erkennen, dass die fruchtbaren Ländereien dem Dorf einen bescheidenden Wohlstand ermöglicht hatten. Ein paar Menschen sind auf den Straßen unterwegs, doch als sie euch erblicken, kommt es euch vor, als würden sie schnell in ihre Häuser zurückkehren. Was tut ihr?“

Und genau da fängt das Spiel an. Der Spieleleiter erklärt die Szene, doch wohin es auf welche Art geht, entscheiden immer die Spieler – und die sind meistens kreativer, als sie selbst denken. 

Max: „Ich würde sagen, wir suchen nach einem Gasthaus und trinken erst mal ein Bier – kann ja nie schaden.“

Gesagt getan, die Drei machen sich auf und halten ausschau nach Bierausschankmöglichkeiten. Der SL berichtet währenddessen, was um die Charaktere herum geschieht. Zum Bespiel kann es zur Interaktion mit einem Non-Player Character (NPC) kommen.

Timmy: „Plötzlich tritt eine Dame, in einfache Kleidung gehüllt an euch heran und sagt: ‚Wir wollen euch hier nicht haben! Verschwindet!'“

Kevin: „So redet aber niemand mit mir. Ich sage ihr: ‚Gastfreundschaft ist wohl bei euch keine Tugend. Ich verschwinde höchstens dann, wenn ich ein Bier getrunken habe!'“

Stefan: „Ich baue mich neben Gurax auf und flüstere in Richtung der Frau: ‚Ihr solltet den Zwerg lieber nicht ärgern – er neigt zu … kleineren Wutproblemen.‘ – und dabei schaue ich sie besorgt an und wechsle mit den Augen zwischen ihr und dem Zwerg.“

So läuft das eigentlich die ganze Zeit. Ihr werdet euch jetzt vielleicht fragen, wieso brauche ich eigentlich Würfel? Ganz einfach – immer wenn dein Charakter etwas schwierigeres tut, wie um eine Wache herum schleichen, eine Mauer hochklettern oder der vollbusigen Schankmaid schmeicheln DANN musst du würfeln. Dein Charakter hat verschiedene Werte um seine Wahrscheinlichkeit abzuzeichnen, dass er eine bestimmte Herausforderung meistern kann. Diese unterscheiden sich meistens von System zu System. Ein gutes Beispiel, wäre Stärke. Diese gibt an, über wie viel Kraft er verfügt, wie viel er schleppen kann oder auch wie viel Schaden er macht, wenn er jemand anderem auf die Fresse kloppt. Andere Beispiele wären Geschicklichkeit, Intelligenz, Wahrnehmung oder auch Willenskraft. Jeder Charakter hat Stärken und Schwächen – schließlich ist niemand in allem gut. Gurax, der Zwergenkrieger verfügt vielleicht über einen guten Stärkewert, ist aber dafür wirklich nicht der hellste (so wie Kevin). So kann auch jeder Charakter mehr oder weniger in einer bestimmten Disziplin glänzen, während eine andere Herausforderung einen anderen Charakter benötigen würde.

Eine Sondersituation ist der Kampf. Dieser wird ähnlich wie in frühen Final Fantasy Teilen oder den Pokémon Spielen in Runden abgehandelt, um den Überblick nicht zu verlieren. Die Spieler steuern ihre Charaktere, der Spieleleiter steuert sowohl die Gegner, als auch verbündete NPCs. Er spielt nicht gegen die Spieler –  es ist nicht sein Ziel, dass die Spieler verlieren. Das Ziel ist es einfach, dass alle eine schöne Zeit haben.

Wer im Kampf zuerst handelt bestimmt ein Initiative Wert, der entweder ausgewürfelt oder festgelegt ist, je nach System. Dann kann jeder Kampfteilnehmer bestimmte Handlungen durchführen, wie sich bewegen, angreifen, einen Zauberspruch wirken und auch manchmal vieles mehr, je nach dem mit welchen Regeln man spielt. Ähnlich wie in digitalen Rollenspielen hat man natürlich nur eine bestimmte Anzahl an Health Points und man kann auch sterben (ein fairer Spieleleiter wird aber versuchen, die Charaktere nicht einfach so wegen Würfelpech sterben zu lassen).

Grundsätzlich ist das erstmal alles, was man so theoretisch in einer Runde Pen und Paper Rollenspiel erleben kann. Natürlich gibt es je nach Setting Unterschiede, aber diese hier aufzuführen würden den ohnehin schon sehr ausgeleierten Rahmen eindeutig sprengen.

Ich hoffe, ich konnte dir hier mal grundlegend erklären, was es so mit einem Pen and Paper Rollenspiel auf sich hat und ihr könnt meine Begeisterung dafür jetzt ein bisschen mehr verstehen. Die einzigen Grenzen die dieses Spiel eben hat, sind deine eigene Fantasie und die Vorbereitungen des Spieleleiters.

Klar, das kann alles auch erstmal verwirrend wirken, aber wenn du noch eine Frage haben solltest, dann schreib doch einfach einen Kommentar oder meld dich bei @ninio_fox auf Twitter. Wenn ihr sowas was mal live und in Farbe sehen wollt, dann empfehle ich diese Pathfinder-(so heißt das Regelsystem; basiert auf Dungeons & Dragons)-Runde auf You-Tube gehostet vom unglaublich guten Spieleleiter MeisterUmbreon. Hier kann man die Regeln auch erstmal komplett ignorieren und sich einfach mal anschauen, wie das theoretisch so laufen kann. Die Spieler hier sind schon länger dabei und haben dementsprechend auch einen coolen Spielstil. Macht auf jeden Fall Spaß anzuschauen.

Quest in Peace, liebe Abenteurer!

 




Veröffentlicht31. August 2016 von niniofox in Kategorie "Für Newbies", "Rollenspiel

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